Ritterturnier

Ritterturniere im Mittelalter

von Björn Böhling

1. Ritterturnier im Mittelalter

Dieses schriftliche Referat befasst sich mit der europäischen Ritterschaft und dem Turnierwesen in der Zeit von ca. 1150 bis 1500 n.Chr. Ein wesentlicher Teil bezieht sich auf die Darstellung dieses Turnierwesens. Hauptfragen werden sein, ob sich die Turniere damals wirklich so ereigneten, wie es uns die Medien heute durch historische Romane und Spielfilme nahe bringen, welche Arten des Kampfes es gab, wie schließlich der Sieger bestimmt wurde, bzw. welche Regeln, wenn überhaupt, angewandt wurden. Außerdem soll überlegt werden, warum sich das Ritterturnier so lange im Alltag des Mittelalters manifestieren konnte, obwohl es mit Sicherheit nicht nur positive Auswirkungen und Erscheinungsformen hatte.

Betrachtet wird die europäische Entwicklung des Turniers. Dabei ist es nicht immer möglich, sie nur auf ein Herrschaftsgebiet zu beziehen, da die Entwicklung meist über die Grenzen hinausgingen. Wo dies möglich war, wurde auf die Ereignisse auf deutschem Boden eingegangen. Die französischen und englischen Turniere finden allerdings auch Beachtung.

Die Literatur zu diesem Thema ist weit und umfassend. Es besteht eher das Problem der Beschränkung als des Informationsmangels. An dieser Stelle sollen nur einige Werke genannt werden, die als Standardliteratur angesehen werden können.[1] Für den Einstieg eignet sich die Überblicksdarstellung Die ritterlich-höfische Kultur des Mittelalters von Werner Paravicini,[2] die auch einen bibliographischen Abschnitt enthält. Sehr umfassend informiert der Sammelband von Joseph Fleckenstein Das ritterliche Turnier im Mittelalter in mehreren Beiträgen,[3] ebenso der Sammelband von Horst Ueberhorst Geschichte der Leibesübungen 3,1.[4] Zum Thema Ritter kann Maurice Keen Das Rittertum herangezogen werden.[5]

Als Quellengrundlage dienen hauptsächlich mittelalterliche Romane und romantische Literatur, außerdem verschiedene Herausgaben und Übersetzungen mittelhochdeutscher oder lateinischer Chroniken (Sachsenspiegel, Schwabenspiegel). Nachweise für einzelne Ritterturniere konnten aus Turnierbüchern, Ahnenproben, Listen, Prüfungen und Turnierbriefen gewonnen werden. Im Verlaufe der Arbeit wird auf einige Quellen genau eingegangen.

Nach Meinung Niedermanns ist das Mittelalter nach wie vor ein fruchtbares Feld sporthistorischer Forschung. Die Forschung hat sich bisher weitgehend auf die gesellschaftliche Funktion und den „sportlichen“ Ablauf mittelalterliche Ritterturniere beschränkt. Themen, wie z.B. die Leistungsbewertung, kommen erst langsam in das Blickfeld.[6]

Die oben gestellten Leitfragen sollen mit Hilfe der Literatur beantwortet werden, wobei kontroverse Ansichten der Autoren berücksichtigt werden. Ziel ist es, einen möglichst umfassenden Überblick zu gewinnen. Auf eine auf Quellen basierende Untersuchung wurde daher verzichtet.

Zu Beginn wird ein kurzer Einblick in das Leben des Rittertums, seine Ideale und sein Selbstverständnis gegeben, da sich das mittelalterliche Turnierwesen direkt darauf bezieht. Im Kapitel 3 geht es zunächst um die Ausbildung und Bewaffnung der Kämpfer, bevor dann mit der Darstellung der Turnierentwicklung begonnen wird, bei der auch erstaunliche Meinungen von Kirche und Monarchie zu Tage treten. Es schließt sich die Schilderung der drei auf deutschem Gebiet verwendeten Hauptformen des ritterlichen Turnierkampfes, des Turniers, des Buhurts und der Tjost an. Kapitel 3.4. bezieht sich auf die Leistungsmessung- und bewertung bei der Tjost und gibt einen Einblick in die Praxis der Arbeit von Schiedsrichtern und Herolden. Im vorletzten Kapitel geht es direkt um die Leitfragen bezüglich der Regeln und des langen Erfolges dieser Art von Kampfveranstaltungen. In Kapitel 5 wird dem Leser eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte angeboten und diese mit persönlichen Schlussfolgerungen des Verfassers verknüpft.

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[1] Diese Bewertung ergibt sich zum einen aus der Brauchbarkeit und zum anderen aus der Häufigkeit der Angabe in den einschlägigen Bibliographien.

[2] Paravicini 1994.

[3] Fleckenstein 1985.

[4] Ueberhorst 1980. (Hier verwendet der Beitrag von Erwin Niedermann: Die Leibesübungen der Ritter und Bürger.)

[5] Keen 1984.

[6] Siehe z.B. Rühl 1988.
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